12.4 Kreative Bildüberblendung
mit Echtzeiteffekten
Eine Multivisionsschau lebt von Bildüberblendungen. Klassisch werden hier zwei
Bilder in einer gegebenen Zeit überblendet. Dabei kann ein sogenanntes „Drittes-
Bild“ entstehen. In der digitalen Multivision gibt es mehr Möglichkeiten – eben
nicht nur die Überblendung zweier Bilder – sondern auch Echtzeiteffekte die zu
einer neuen Art der Überblendung führen.
In diesem Tutorial stellen wir dir mehrere Möglichkeiten vor, wie du mit einer Überblendung
über Echtzeiteffekte zwei Bilder ineinander übergehen lasst.
Den Import der Pool-Effekte-Vorlagen in dein eigenes Projekt haben wir in Kapitel
III.12.3.1 auf Seite 358 bereits beschrieben. Daher geht es hier direkt zu den
ersten Effekten.
12.4.1 Wischblenden (Alpha-Wipes) als Bildübergang [STA]
Statt eines Crossfades gestalten wir den Bildübergang mit einem Alpha-Wipe,
einer sogenannten Wischblende. In der Pool-Effekte-Vorlagen Datei haben wir die
Wischblenden nach der Breite des Übergangs in Ordnern zusammengefasst. Jeder
Ordner enthält einige Wischblenden die sich in verschiedene Richtungen bewegen.
So erhältst du für den Anfang schon mal eine Auswahl an Möglichkeiten für
deine Übergänge.
Übergänge mit einer Wischblende werden im Normalfall auf dem zweiten Objekt
platziert. So wird nicht das erste Bild ausgeblendet, sondern das folgende zweite
Objekt eingeblendet. Wenn die Bildobjekte in einer Spur überblendet werden ist
dieses Vorgehen sinnvoller, da der Übergang besser bedienbar ist.
Als erstes ziehst du aus dem Effekt-Pool-Ordner > Unterordner harte Wischblende
n den Effekt harte Wischblende links>rechts auf das zweite (Bild-) Objekt mit
dem Pelikan. Damit dieser Effekt korrekt dargestellt wird, veränderst du die Einblendung
des Bildobjektes. Du veränderst am ersten Keyframe der Einblendung
die Deckkraft von 0% auf 100%. Damit ist das Bildobjekt sofort sichtbar und der
Wischeffekt (Alpha Wipe) kann von Anfang an ein vollständig opakes Bildobjekt
aufdecken. Es soll keine Einblendung durch Deckkraftänderung erfolgen, da dies
die visuelle Umsetzung der Wischblende für unsere gewünschte Gestaltung stört.
Die Einblendzeit bleibt erhalten. Der erste Keyframe ist links oben im Objekt, dann
2,4 Sekunden danach folgt der zweite Keyframe, das Ende der Einblendung. In
dieser Einblendphase läuft die Wischblende (Alpha Wipe) ab. Die Wischblende
hat einen dynamischen Parameter: die Position. Diese wird über die Einblendzeit
verändert. Dazu nutzt du den Sägezahn Verlauf der von dem Minimalwert 0% zum
Maximalwert 100% linear abläuft und so ein gleichmäßiges Aufdecken des Bildes
ermöglicht.
Die Breite ist konstant auf 5% eingestellt, die Richtung ist, bei einer Bewegung von
links nach rechts, 0°. Wenn du die Richtung verändern willst, so gibst du für eine
Bewegung von rechts nach links 180° ein, von oben nach unten 270° und von
unten nach oben 90°. Oder du wählst passende Zwischenwerte für diagonale Bewegungen
oder individuelle Blenden.
Um noch mehr Dynamik in die Bildübergänge zu bringen, wählst du die Wischblende
um die rechte obere Ecke rotierend aus und ziehst diese auf das zweite
Bildobjekt. Der vorhandene Effekt wird durch diesen ersetzt. In diesem Effekt haben
wir zwei dynamische Parameter während der Einblendung: die Position und die
Richtung. Die Richtung verändert sich während der Einblendzeit vom Minimalwert
180° zum Maximalwert 90°. Die Wischblende (Alpha Wipe) dreht auf diese Weise
um die rechte obere Ecke.
Wenn du einen Wert verändern möchtest, dann kannst du den Schieberegler anfassen
und bewegen oder nach einem Doppelklick in den Schieberegler den Wert
direkt eingeben und mit der Eingabe-Taste (ENTER) bestätigen.
Position der Drehung Minimalwert Maximalwert
Du kannst mehrere Wischblenden gleichzeitig auf ein (Bild-) Objekt wirken lassen,
dazu ziehst du die erste Wischblende so wie gehabt auf das (Bild-) Objekt. Die
zweite Wischblende (und weitere) ziehst du mit gedrückt gehaltener Steuerung-
Taste (strg/ctrl) auf das (Bild-) Objekt. Der Effekt wird hinzugefügt und erscheint
im Eigenschaften Fenster des (Bild-) Objektes in der Kategorie Effekte als 2: Alpha-
Wipe. Auf diese Weise lassen sich Aufblendungen aus der Mitte heraus oder
über vier Richtungen realisieren.
Die gleichen Wischblenden haben wir in den Pool-Effekt-Vorlagen mit weiteren
Werten für den Breite-Parameter (30% und 80%) vorbereitet. Du erzeugst mit einer
größeren Breite einen weicheren Übergang. In Kombination mit einer Rotation
entstehen auch hier sehr interessante Möglichkeiten eine Überblendung zu gestalten. Gerade mit einer Breite von 80% sieht es mehr wie ein Reindrehen, ein nahezu
unmerkliches Reinschweben, aus.
12.4.2 Farbblenden
Auch die Überblendung über eine Farbe bietet interessante Möglichkeiten. Eine
Farbblende soll aus dem Motiv in eine Farbe blenden und aus dieser Farbe heraus
wieder in das Folgemotiv.
Damit du nicht einen Sprung der Bilder in der Überblendung bekommst, müssen
beide (Bild-) Objekte ganz ablaufen, ähnlich wie die Schiebebewegung in Kapitel
Kapitel III.4.3.1 auf Seite 276. Dazu ziehst du das zweite Bildobjekt aus dem
ersten heraus und lässt es mit der Funktion links Anschließen an das Ende des
ersten Bildobjektes andocken. Es darf keine Lücke dazwischen sein, sonst „blitzt
es“. Dann veränderst du die Ausblendung des ersten Bildes: Dazu ziehst du den
vierten Keyframe des Bildobjektes etwas herunter (Deckkraft ca. 80%) um an den
darunter/dahinter liegenden dritten Keyframe der Ausblendung oben rechts in der
Bildobjekt-Ecke zu gelangen. Diesen dritten Keyframe ziehst du so weit nach links
bis die gewünschte Ausblendzeit von 2,4 Sekunden erreicht ist (beim einer Deckkraft
von 100%). Anschließend bewegst du den vierten Keyframe wieder auf eine
Deckkraft von 100% am Objektende.
Beim zweiten Bild stellst du den ersten Keyframe der Einblendzeit in der Deckkraft
auf 100%, den zweiten Keyframe bewegst du auf die gewünschte Dauer der Einblendung
z.B. 2,4 Sekunden.
In den Pool-Effekt-Vorlagen findest du in dem Ordner Farb-Blenden immer Paare
von Farbübergängen. Der eine Effekt ist für die Ausblendung des ersten, der andere
für die Einblendung des zweiten Bildobjekts bestimmt.
Zu Farbe überblenden Effekt [STA]
Im ersten Schritt ziehst du den Effekt in 100% weiss ausblenden auf das erste Bildobjekt.
Danach ziehst du den Effekt aus 100% weiss einblenden auf das zweite
Bildobjekt. Der Effekt zu Farbe überblenden wird hier einmal während der Ausblendzeit
und einmal während der Einblendzeit genutzt. Mit der Sägezahn-Dynamik
und dem Minimalwert von 0% und Maximalwert von 100% wird das farbige
(Bild-) Objekt in eine weiße opake Fläche überblendet und im zweiten (Bild-) Objekt
wieder aus dieser weißen Fläche heraus eingeblendet. Die Farbe kannst du
selbstverständlich an deine Bedürfnisse anpassen.
Je nach den von dir gewählten Ein- und Ausblendzeiten kann es ein sanfter Übergang
in eine Farbe (2-5 Sekunden) oder ein Farbblitz (Wert < 0,5 Sekunden, besser 0,1 Sekunden oder weniger) sein. Ganz nach der angestrebten visuellen Wirkung. Die Farbe in die Aus- und aus der wieder Eingeblendet wird stellst du in den Eigenschaften des (Bild-) Objektes in der Kategorie Effekte > zu Farbe überblenden
im Parameter Farbe ein. Denke daran bei beiden (Bild-) Objekten die gleiche Farbe einzustellen, sonst hast du einen harten „Cut“ zwischen den beiden Farben, was
zwar auch schön sein kann, hier aber nicht die gewollt wäre.
„High Key“ Blende [ECO-Helligkeit, ADV-Sättigung]
Eine attraktivere Form der Überblendung „in weiß“ kann die Blende über eine
„high Key Optik“ sein. Dazu ziehst du das Effektpaar in Weiß als „High-Key“
ausblenden / aus Weiß als „High-Key“ einblenden auf die beiden (Bild-)
Objekte. Hier gibt es zwei Versionen des Effektpaars. Ab der ECO-Version kannst
du mit dem Effektpaar „via Helligkeit“ arbeiten, ab der ADV-Version kannst du auch
die Blende über „via Sättigung“ nutzen.
Diese Überblendung lässt das Motiv nicht einfach in weiß aufgehen, sondern man
sieht die Strukturen und Linien des Motives in einer Überbelichtung verschwinden.
Auch diese Blende kann gerne mit einer kurzen (< 0,5 Sekunden) Zeit genutzt werden.
Mehr ein „Blitz“ als ein langsamer Übergang.
Tönungs-Effekte [STA]
Es gibt noch weitere Farbblendenpaare mit denen du über eine Teiltonung (STA)
dein Motiv überblenden kannst. Auch hier nutzt du die Effektpaare für die Aus- und
Einblendung um über Sepia oder einen Blauton den Übergang zweier Motive zu
gestalten.
12.4.3 Rahmenblende [ADV]
Eine spezielle Form des Übergangs, ein wenig wie bei den Videomischern in den
1990ern, ist die Möglichkeit mit dem Effektpaar in Weiß mit Rahmen ausblenden
/ aus Weiß mit Rahmen einblenden zu arbeiten. Hierbei bewegt sich ein
immer breiter werdender Rahmen der das Motiv verdeckt bzw. das neue Motiv
wieder freigibt.
12.4.4 Blende über Monochrom [ECO]
Wenn du dein Bild über einen farblich verblassenden Übergang Überblenden
möchtest, ist das Effektpaar aus Farbe in Schwarz-Weiß ausblenden (via Monochrom)
/ aus Schwarz-Weiß in Farbe einblenden (via Monochrom) einen
Versuch wert.
Damit die Überblendung besser wirken kann platzierst du die beiden (Bild-) Objekte
in zwei Spuren übereinander (siehe Abb. III.12.55). ). In der oberen Spur
ziehst du den ersten Keyframe auf eine Deckkraft von 0%. Das Objekt in der Spur
darunter muss seine Deckkraft bis zum Objektende beibehalten. Dazu stellst du
den vierten Keyframe auf 100% Deckkraft.
Die Aus- und Einblendzeit sollten mindestens gleich lang sein. Es sei denn, du möchtest
die Ausblendung – also das farbliche verblassen des ersten Bildes – früher beginnen
lassen. Dann ziehst du den dritten Keyframe (Beginn der Ausblendung) des
ersten Objektes nach links.
Eine Besonderheit ist bei dieser Blende der dynamische Ablauf des Parameters
Stärke des Monochrom-Effekts. Dieser muss vom Maximalwert zum Minimalwert
ablaufen. Dies erkennst du an der Einstellung Einblendzeit invers.
12.4.5 Blenden über Unschärfe [ADV]
Der Übergang über eine Unschärfe in der sich die beiden Motive mischen kann dir
helfen, wenn die Motive in der normalen Überblendung keinen schönen Übergang
ergeben. Mit dem Effektpaar unscharf ausblenden / unscharf einblenden erreichst
du diesen gestalterischen Trick.
Damit die Überblendung besser wirken kann platzierst du die beiden (Bild-) Objekte
in zwei Spuren übereinander (siehe Abb. III.12.57). In der oberen Spur ziehst du
den ersten Keyframe auf eine Deckkraft von 0%. Das Objekt in der Spur darunter
muss seine Deckkraft bis zum Objektende beibehalten. Dazu stellst du den vierten
Keyframe auf 100% Deckkraft. Die Aus- und Einblendzeit sollten gleich lang sein.
Eine Besonderheit ist bei dieser Blende der dynamische Ablauf des Parameters
Weichzeichnung des Gaußschen Weichzeichner-Effekts. Dieser muss vom Maximalwert
zum Minimalwert ablaufen, damit das Motiv erst unscharf, dann scharf
erscheint. Dies erreichst du mit der Einstellung Einblendzeit invers.